„Es wird jetzt verstanden, dass die Klimakrise auch eine Gesundheitskrise ist“
Kamingespräch zu Klimawandel und Globale Gesundheit
Das Kamingespräch zu Klimawandel und Globale Gesundheit ist in englischer Sprache auf Youtube veröffentlicht!
Das Thema Klimawandel steht auch ganz oben auf der politischen Agenda. Die Klimakonferenz der Vereinten Nationen (COP 28) wird nächste Woche vom 30. November bis 12. Dezember in Dubai stattfinden. Gesundheitsminister Karl Lauterbach wird teilnehmen. Bei der COP 28 wird es zum ersten Mal einen Gesundheitstag geben, der eine Kräftebündelung und Vernetzung der Communities anbietet, die zu den Themen Klimakrise und Gesundheit arbeiten.
Globales Handeln notwendig
Lynette Mabote von Unitaid berichtete davon, dass sich in ihrem Heimatland Südafrika die Fälle von Malaria häufen, dabei kannte das Land zuvor keine Malaria-Moskitos. Zu sehen, wie sie sich in Südafrika ausbreiten und die Menschen nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen ist sehr ernüchternd. Mabote berichtete davon, wie in Ostafrika Kinder in besonderer Weise von Malaria betroffen sind. Ihrer Meinung nach sind die bestehenden Gesundheitssysteme nicht solide genug, um ein starkes Weiterleitungssystem zu gewährleiten: wenn ein Kind mit einer Infektion nach Hause kommt muss die rasche Testung und Weiterleitung an Einrichungen des Gesundheitssystems gewährleistet sein. Mit Unterstützung vom Unitaid, dem Globalen Fond und besonders der aktiven Einbeziehung der Communities konnte bereits viel verändert werden.
Am Beispiel der Artemisinin-Kombinations-Therapie, welche als Hauptmittel bei der Malaria-Bekämpfung eingesetzt wird, erklärte Vincent Bretin von Unitaid den Effekt von Klimawandel auf Versorgungsketten. Dies werde oft übersehen werden, wenn über die Auswirkungen der Klimakrise gesprochen wird. Artemisinin-basierte Mittel werden von einer Pflanze gewonnen, die in China kultiviert wird. Der Klimawandel erschwert die Anbaubedingungen dieser Pflanze. Aufgrund des Klimawandels gibt es längere Trockenheits-Perioden, die in der Zukunft den Ertrag der Pflanze und ihrer Konzentration für die Medikamentenherstellung beeinträchtigen werden. Dies alles trägt dazu bei, dass sich der Preis des Medikaments verteuert, ihre Erhältlichkeit mindert und folglich den Zugang dazu erschwert. Wie ein roter faden begleiten Probleme wie diese den Weg der Medikamentenproduktion. Hergerstellt wird das Medikament in Indien. 75% der Hersteller befinden sich in zwei Regionen, die beide hochwassergefährdet sind. Das Medikament wird von dort nach Afrika, Asien und weiter Regionen und Kontinente verschifft. Ein weiteres Problem besteht dariun, dass das Medikament sehr Hitzeempfindlich ist. Die Transportwege verursachen zusätzliche Emissionen. Unitad verfolgt daher eine Klima- und Gesundheitsstrategie, in der beide Krisen zentrale Themen sind.
Es droht die Gefaht, dass jahrelange Fortschritte zunichte gemacht zu werden, wenn nicht global gehandelt wird, betont Dianne Stewart vom Globalen Fond. Stewart sagt, dass Malaria der Lackmustest dafür sein wird, ob wir tatsächlich Maßnahmen zur Eindämmung und zur Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels ergreifen werden. Unterbleibt dies, könnten die Gesundheitsinvestitionen, der letzten 20 bis 30 Jahren vergeblich gewesen sein. Die Fortschritte der Malaria-Bekämpfung waren sehr sichtbar: es ist erschreckend zu beobachten, wie schnell die Klimakrise diese Fortschritte zunichtemacht Sie ist sich sicher: Nur gemeinsam können wir dies aufhalten.
„Es wird jetzt verstanden, dass die Klimakrise auch eine Gesundheitskrise ist“
Die Klimakrise muss als aktive Gesundheitsbedrohung verstanden werden, ein Zusammenarbeiten der involvierten Communities und Zivilgesellschaften ist notendig. Im Oktober 2023 beantragten 200 Wissenschaftler*innen aufgrund des Klimawandel bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Ausrufung eines Gesundheitsnotstands. Extreme Wetterereignisse, wie die Überschwemmungen und Katastrophen in Pakistan im Jahr 2022, führten zu einer Vervierfachung der Malariainfektionen und einer Verachtfachung der Zahl der Todesfälle in den betroffenen Regionen. Die Länder im südöstlichen Afrika stehen nach dem Tropensturm Freddy vor einer ähnlichen Situation.
Auch in Europa spürt man die Auswirkungen des Klimawandels an der Gesundheit. So werden beispielsweise die Zahlen der Dengue-Fälle, die in Europa bis dato nicht-vorhanden waren, immer höher. „Es wird jetzt verstanden, dass die Klimakrise auch eine Gesundheitskrise ist“, sagte MdB Wagner.
Die Synergie und die Wichtigkeit die Intersektionalität beider Krisen zu verstehen und zu betrachten und daher gemeinsam anzugehen war Kern der Diskussion und wurde von allen Panelist*innen betont und veranschaulicht.
Wir danken unseren Panelist*innen Lynette Mabote und Vincent Bretin von Unitaid, Dianne Stewart vom Globalen Fond und MdB Johannes Wagner von den Grünen, unseren Moderator*innen Tanja Siebenbrodt von der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) und Max Klein von der BUKO Pharma-Kampagne, wie auch unserem Vorstandsmitglied Tilman Rüppel und Marwin Meier von World Vision Deutschland für ihre Begrüßungs- und Abschiedsworte, sowie allen Teilnehmenden!
An dieser Stelle möchten wir auch auf unser nächstes Kamingespräch am 6. Dezember zum Thema Uganda aufmerksam machen für das man sich bereits anmelden kann.
_______________
The topic of climate change is also at the top of the political agenda. The United Nations Climate Change Conference (COP 28) will take place next week in Dubai from 30 November to 12 December and will be attended by Health Minister Karl Lauterbach. There will also be a Health Day at COP 28, which will combine the strengths of both sides of the climate crisis and health issues.
Global action is needed
Lynette Mabote from Unitaid reported that cases of malaria are increasing in her home country of South Africa, a country that previously had no malaria mosquitoes. Seeing them move to South Africa and people not knowing how to deal with them is very sobering. She explains how children in East Africa are particularly affected by malaria. In her opinion, the existing health systems are also not robust enough to ensure a strong referral system, from the fact that a child comes home with an infection to making sure they get to a health facility in time. With the support of Unitaid, the Global Fund and especially the active involvement of the communities, much has already been changed.
Using the example of artemisinin combination therapy, which is the main drug used by Unitaid to fight malaria, Vincent Bretin from Unitaid explained the effect of climate change on supply chains that are often overlooked when talking about the impact of the climate crisis. Artemisinin-based remedies are derived from a plant cultivated in China. Climate change is making the growing conditions of this plant more difficult. We have longer dry periods, for example, which will affect the yield of the plant and its concentration for drug production in the future. This all contributes to the price of the drug skyrocketing, reducing its availability and consequently making it more difficult to access. These problems will be a common thread throughout the drug's journey. The drug is manufactured in India. 75% of the manufacturers are located in two regions that are both at risk of flooding. The medicine is shipped from there to Africa, Asia and other regions and continents, and the medicine is very sensitive to heat. This entire route causes additional emissions. Unitad is therefore pursuing a climate and health strategy in which both crises are key issues.
The threat of years of progress being undone if global action is not taken, as Dianne Stewart of the Global Fund emphasises, is omnipresent. She believes that malaria will be the litmus test of whether we can actually take action to mitigate and adapt to the impact of climate change on the health investments we have collectively made over the last 20 to 30 years. The progress made in the fight against malaria was very visible and now threatens to be cancelled out alarmingly quickly by the climate crisis. She is certain: "Only together can we stop this.
"It is now being understood that the climate crisis is also a health crisis"
The fact that the climate crisis must be understood as an active health threat and requires cooperation between both groups is already very clear. In October, for example, 200 scientists asked the World Health Organisation (WHO) to declare a health emergency due to climate change. Extreme weather events such as the floods and disasters in Pakistan in 2022 led to a fourfold increase in malaria infections and an eightfold increase in the number of deaths in the affected regions. The countries in south-east Africa are facing a similar situation following tropical storm Freddy.
The effects of climate change on health are also being felt in Europe. For example, the number of dengue cases, which were previously non-existent in Europe, is increasing. "It is now being understood that the climate crisis is also a health crisis," said MdB Wagner.
The synergy and importance of understanding and considering the intersectionality of both crises and therefore tackling them together was at the heart of the discussion and was emphasised and illustrated by all panellists.
We would like to thank our panellists Lynette Mabote and Vincent Bretin from Unitaids, Dianne Stewart from the Global Fund and MP Johannes Wagner from the Green Party, our moderators Tanja Siebenbrodt from the German Foundation for World Population (DSW) and Max Klein from the BUKO Pharma-Campaign, as well as our board member Tilman Rüppel and Marwin Meier from World Vision Germany for their warm words of welcome and farewell, and all participants!
We would also like to take this opportunity to draw your attention to our next fireside chat on 6 December on the topic of Uganda, for which you can already register!