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Welt AIDS Tag 2020

Gedanken zum Welt AIDS Tag

Welt AIDS Tag - Rechte UNAIDS - Verwendung ist erlaubt

"Global solidarity, shared responsibility" ist das diesjährige Motto des Welt AIDS Tages, "Globale Solidarität, geteilte Verantwortung". Der kurze Text von Joachim Rüppel beschreibt was sich in den vergangenen 15 Jahren verändert hat und was zu tun bleibt, wenn wir unserer Verantwortung gerecht werden wollen. Die beiliegende Präsentation verdeutlicht das Gesagte.

Erkenntnisse und Perspektiven der weltweiten HIV-Bewältigung

Wenn wir 15 Jahre zurückblicken, dann erweist sich die weltweite Antwort auf die HIV-Problematik als damals schwer vorstellbare Erfolgsgeschichte, zumal in einer von Ungleichheit durchdrungenem Weltgesellschaft. Anfang des Jahrtausends taten sich Selbsthilfegruppen, Gesundheitsfachleute und weitsichtige Regierungsverantwortliche zusammen, um die Geschichte der Pandemie neu zu schreiben. Sie wollten nicht mehr akzeptieren, dass sich das Virus auf dem Nährboden gesellschaftlicher Missstände ausbreitete und immer mehr Menschenleben forderte. Bis dahin wurde häufig behauptet, eine lebenslange Behandlung sei in den verarmten Ländern nicht durchführbar. Die weltweite Zusammenarbeit konnte solche Bedenken sehr schnell Lügen strafen.

In Afrika südlich der Sahara erhielten Ende 2004 weniger als 2% der mit HIV lebenden Menschen eine antiretrovirale Therapie. Bis Juni dieses Jahres stieg der Deckungsgrad auf rund zwei Drittel. In Ländern wie Botswana, Eswatini, Namibia, Sambia oder Malawi sehen wir bei Zugang und Wirksamkeit ähnliche Werte wie in wirtschaftlich privilegierten Staaten Europas. Die internationale Kooperation hat sich als erstaunlich effektiv erwiesen, zumindest dort, wo sie nicht durch sozialökonomische Krisen und politische Widerstände eingeschränkt wird. Andererseits hinken viele Länder noch immer den vereinbarten HIV-Zielen hinterher, weil die Ressourcen und manchmal auch der Willen fehlen. Die Bemühungen der Prävention und Versorgung blieben in zu vielen Ländern weit unter den Möglichkeiten. Insbesondere in Osteuropa und Zentralasien steigen die Neuinfektionen derzeit an. Wir müssen weiter daran arbeiten, menschenunwürdige Lebensbedingungen und soziale Ausgrenzung zu beseitigen sowie die gezielten Gesundheitsmaßnahmen zu verstärken.

Das oberste Ziel aller Anstrengungen muss es sein, vorzeitige Todesfälle abzuwenden. Die katastrophale Zunahme der Aids-bedingten Sterblichkeit konnte endlich auch in den benachteiligten Weltregionen gestoppt und bis heute um 60% reduziert werden. In den schwer betroffenen Gebieten des südlichen und östlichen Afrikas ist ein Rückgang von 70% zu beobachten. Das ist in erster Linie ein Verdienst der Behandlungsprogramme, aber auch die präventiven Maßnahmen spielten eine wichtige Rolle. Mit dem Erreichten dürfen wir uns aber keinesfalls zufriedengeben. Es ist nicht hinnehmbar, dass noch immer annähernd 700.000 Menschen im Jahr sterben, obwohl wir es als Weltgemeinschaft in der Hand haben, diese Tragödie abzuwenden.

Die globale Antwort auf die HIV-Pandemie hat erheblich dazu beigetragen, die Überlebenschancen der am meisten benachteiligten Menschen zu verbessern. Vor der Jahrtausendwende konnte lediglich die Hälfte der in Afrika geborenen Kinder erwarten, einmal den 60. Geburtstag zu erleben. In den letzten 20 Jahren hat sich diese Wahrscheinlichkeit auf zwei Drittel erhöht. Es ist als zentraler Erfolg der gemeinsamen Bemühungen für die menschliche Entwicklung zu werten, dass das Risiko eines viel zu frühen Todes und damit eine der grausamsten Folgen der Ungerechtigkeit so deutlich gesenkt werden konnte. Ein entscheidender Faktor war, dass die Finanzmittel für die gesundheitsbezogene Entwicklungskooperation mit den ärmsten Ländern um sehr bescheidene 10 US$ auf 16 US$ pro Kopf anstiegen. Allerdings wäre sehr viel mehr möglich gewesen, wenn alle Geberstaaten darunter auch Deutschland die Finanzierungsziele erfüllt hätten. Zugleich gelang es, durch die Nutzung von Generika die Kosten für die HIV-Therapie auf einen Bruchteil zu senken.

Bezogen auf die Bevölkerung ist im südlichen Afrika noch immer die höchste Mortalität infolge von HIV zu verzeichnen. Das liegt daran, dass dort die weltweit höchsten Infektionsraten zu beklagen sind. Und das entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Spätfolge von Kolonialherrschaft und Apartheid.

Die Errungenschaften bei der globalen Gesundheit und HIV-Bewältigung sollten uns den Weg in die Zukunft weisen. Wenn wir Solidarität und Vernunft walten lassen, können wir Aids als Bedrohung der Gesundheit und Menschenwürde überwinden und auch die neue Herausforderung der Corona-Pandemie bestehen. Und wir müssen den haltlosen Desinformationskampagnen entgegentreten, deren Urheber vor allem danach trachten, von den realen Problemen der Ungerechtigkeit abzulenken und anfällige Menschen zu Komplizen ihrer eigenen Selbstsucht zu machen. 

Es geht grundsätzlich darum, die zivilisatorischen Fortschritte auszubauen und sie nicht von machtbesessenen Egomanen zerstören zu lassen!

Aktionsbündnis gegen AIDS, 2024